Stankovic ist Kopf des Monats
07.09.2021 SportEr ist der zweitbeste WM-Torschütze der Geschichte. Und er hat auch der vergangenen Beachsoccer-WM den Stempel aufgedrückt und gewann mit der Schweiz die Bronzemedaille. Darum wählt die Redaktion Dejan Stankovic zum Kopf des Monats August. Weggefährten haben für den Boswiler nur lobende Worte übrig. --red
Einer der Besten aller Zeiten
Dejan Stankovic ist Kopf des Monats August: Er holte an der Beachsoccer-WM Bronze mit der Schweiz
Zehn Tore hat Dejan Stankovic an der Beachsoccer-Weltmeisterschaft in Moskau erzielt. Damit ist der Boswiler jetzt der zweitbeste WM-Torschütze aller Zeiten mit 47 Treffern. Dem Team haben die Tore und die Erfahrung des 36-Jährigen zum 3. Platz verholfen. Dem grössten Erfolg seit WM-Silber 2009 – als ebenfalls Stankovic der entscheidende Faktor für die Schweiz war.
Josip Lasic
Er kann nicht anders, als Tore zu schiessen. Am vergangenen Samstag traf die Schweizer Beachsoccer-Nationalmannschaft im Aarauer Schachen auf England. Beim 7:2-Sieg der «Sandgenossen» gehen drei Tore auf das Konto von Dejan Stankovic. Der Boswiler macht dort weiter, wo er an der WM in Moskau aufgehört hat.
Sehr zur Freude von Nationaltrainer Angelo Schirinzi. Der Basler hat den Freiämter 2004 bei einem Turnier in Basel entdeckt. «Er ist mir gleich aufgefallen, weil er damals schon einen fantastischen linken Fuss hatte. Ich habe ihn darauf an ein Turnier in Polen mitgenommen. Zuerst hat er auf Aussen gespielt. Irgendwann dachte ich, dass es sinnvoller ist, ihn ins Zentrum zu verschieben, da er so mehr Tore erzielt.» Und wie viele er erzielt. An den sechs Weltmeisterschaften, an denen Stankovic mitgespielt hat, sind es 47. Nur der Portugiese Madjer hat mit 88 Treffern mehr. Schirinzi: «Dejan ist trotzdem viel besser als Madjer. Zu der Zeit, als er gespielt hat, war er in einem Starensemble drin. Für ihn war vieles deutlich einfacher als für Dejan, der beispielsweise 2009 mit einer mittelmässigen Truppe den 2. Platz an der WM erreicht hat. Seine Leistungen sind höher einzuschätzen als die von Madjer.»
So ist es aus Schirinzis Perspektive auch klar, dass Stankovic einer der Faktoren war, der die WM-Bronze in Moskau ermöglicht hat. «Er gehört mit zwei, drei anderen Teammitgliedern zu den Schlüsselspielern, die das Team ziehen. Mit seinen 36 Jahren hat er auch eine gewisse Routine, die für uns sehr wichtig ist.» Die 36 Jahre machen es für Schirinzi gleichzeitig nicht leicht, da er sich mit dem Gedanken anfreunden muss, dass es den Beachsoccer-Spieler Dejan Stankovic nicht ewig geben wird. «Leider. Wir werden alle älter. Er ist für mich wie ein Sohn. Wir haben uns kennengelernt, da war er 18 Jahre alt. Ich habe mit ihm so viel erlebt und durchgemacht. Jetzt ist er ein gestandener Mann, ein guter Mensch, guter Vater, guter Fussballer und in Herz und Kopf ein richtiger Sportler», so der Nationaltrainer. «Wir sind uns da ähnlich. Beide wollen immer gewinnen, ob im Fussball oder beim Kartenspielen. Deshalb glaube ich auch nicht daran, dass er aktuell ans Aufhören denkt. Dejan kann noch einige Jahre spielen, sofern er Lust hat.»
Ein Fussballverrückter durch und durch
Ob er Lust hat, diese Frage stellt sich seinem Cousin Sasa Stankovic gar nicht. Der ehemalige Challenge-League-Spieler des FC Wohlen und jetzige Trainer des Team Aargau Freiamt FE-14 ist drei Jahre älter als der Beachsoccer-Nationalspieler. Die beiden sind gemeinsam aufgewachsen. «‹Deki›, wie wir ihn nennen, ist schon immer fussballverrückt gewesen. Egal, ob auf dem Rasen, auf Sand, in der Halle, für ihn gab es nur Fussball, und er hat auf jeder Unterlage mit grosser Begeisterung gespielt.» Das hat sich auch nie geändert. Als Dejan Stankovic schon längst eine grosse Nummer auf Sand ist, trainiert sein Cousin den damaligen FC Dottikon. Der Beachsoccer-Spieler ist sich nicht zu schade, dem Team seines Cousins auf dem Rasen auszuhelfen. Gemeinsam spielten sie auch in der Halle bei «Futsal Wohlen». «Dejan kann sich wunderbar auf jeden Untergrund anpassen. Er hat einen hervorragenden linken Fuss, ist technisch sehr begabt und verfügt über sehr grosse Spielintelligenz. Aber für Beachsoccer ist er geboren. Das passt perfekt.»
Die Unzertrennlichen
Die Familie Stankovic ist sehr stolz auf ihr prominentestes Mitglied und verfolgt seine Spiele gespannt. «Ich will doch seine Tore nicht verpassen», sagt Sasa Stankovic lachend. Worauf die Stankovics aber vor allem stolz sind: Trotz allem Erfolg hat sich Dejan Stankovic nie verändert. «Er ist sehr freundlich und wird überall geschätzt, da er sich Zeit für jeden nimmt. Er hat sich nie verstellt oder geändert als Mensch. Dass zeigt seine Grösse. Und auf dem Feld macht es einfach Spass ihm zuzuschauen. Darum gehört er zu den Besten aller Zeiten», sagt der Cousin und korrigiert sich dann. «Nein, er ist der Beste. Punkt.»
Auch Sandro Spaccarotella ist der Ansicht, dass sich Dejan Stankovic nie verändert hat. Der 39-jährige Tägliger und der Boswiler spielen seit Ewigkeiten gemeinsam im Nationalteam. Sie waren neben Mo Jäggy die einzigen Bronze-Gewinner aus Moskau, die bereits 2009 WM-Silber holten. Auf Reisen teilen sie sich meist ein Zimmer. «Dejan ist fussballerisch und menschlich der Gleiche seit eh und je», sagt «Spacca». «Ich habe ihn als sehr offenen Menschen kennengelernt. Er ist immer bereit, etwas zu unternehmen. Da ticken wir ähnlich. Wenn sich andere auf Reisen die Zeit im Hotel vertreiben, gehen wir meist raus, um ein bisschen etwas zu sehen.» Sportlich ist «Spacca» froh, dass die Beachsoccer-Nationalmannschaft in der Offensive nicht mehr komplett von Stankovic abhängig ist. «Früher lief wirklich alles nur über ihn. Jetzt sind wir etwas breiter geworden. Trotzdem ist er einer der besten Stürmer. Er hat eine kräftige Statur und ist trotzdem technisch sehr stark und aus jeder Lage torgefährlich. Das gibt es im Beachsoccer selten, und deshalb gehört er immer noch zu den besten Stürmern weltweit und war ein wichtiger Faktor bei der WM-Bronze jetzt.» Sieht «Spacca» seinen Kollegen wie Schirinzi und Sasa Stankovic ebenso als den besten Spieler aller Zeiten? «Der Beste ist schwierig zu sagen. Aber wenn man von den fünf besten der letzten 15 Jahren spricht, gehört Dejan definitiv dazu.»
Und wie blickt Spaccarotella mit seinen 39 Jahren der Tatsache entgegen, dass er irgendwann nicht mehr Seite an Seite mit Stankovic auflaufen wird? «Wir spielen, solange wir noch fit sind. Und auch wenn unsere Nati-Karriere eines Tages zu Ende ist, werden wir trotzdem in Kontakt bleiben Wir haben so viel zusammen erlebt, das schweisst zusammen. Wenn wir Zeit haben, treffen wir uns jetzt schon, spielen Foot-Volley oder Tennis und unternehmen einiges zusammen. Das wird sich auch nicht ändern.»
Die bisher Gekürten
Im Monat Januar wählte die Redaktion Melanie Hasler zum Kopf des Monats. Die Bobpilotin erreichte im Weltcup und an der Junioren-WM den dritten Platz. Im Monat Februar wurde René Neiger zum Kopf des Monats erkoren. Er war in Muri an der Fasnacht so präsent wie kein anderer Fasnächtler in der Region – und dies trotz erschwerter Coronasituation. Im März ging die Auszeichnung an den Wohler Gemeinderat Thomas Burkard für seine vorbildliche Betreuung von zwei Grossprojekten (Neubau Dreifachhalle Hofmatten, Schulzentrum Halde). Kopf des Monats April wurde der Wohler Pirmin Breu, Organisator der K-13, der Tage der offenen Ateliers im Freiamt. Im Mai erhielt die Auszeichnung Andreas Schmid, Teamcaptain von «Judo goes Orient». Schmid und fünf weitere Wohler Judokas fuhren nach Rumänien und Bulgarien, um Waisenhäusern Hilfsgüter zu bringen. Im Monat Juni wurde Sergio Colacino zum Kopf des Monats gewählt. Der Trainer mit Wohnort Wohlen feierte mit dem FC Mutschellen den Meistertitel und den Aufstieg in die 2. Liga interregional. Kopf des Monats Juli wurde Simon Heusser. In rund 8000 Arbeitsstunden hat er das Seckelmeisterhaus an der Steingasse 47 in Wohlen beinahe im Alleingang saniert. Dank ihm steht die Liegenschaft unter Denkmalschutz. --red