Sein Aufsteller der Woche

  28.01.2022 Region Oberfreiamt

Das «Volare» in Waltenschwil öffnet am 1. April wieder die Türen – als Teil von «Marco Polo»

Seit Monaten ist das Ristorante Volare im Herzen Waltenschwils geschlossen. Verschiedene Gerüchte machten die Runde. Nun herrscht Klarheit. Am 1. April sind die Türen wieder offen. Das freut auch Gemeindeammann Simon Zubler.

Annemarie Keusch

Bekannt und beliebt war es, das «Volare» in Waltenschwil. Viel Herzblut investierte Adriano Caranci in «sein Ristorante». Sechs Jahre wirtete er in Waltenschwil, zwischenzeitlich auch noch im «Hecht» in Rottenschwil. Die Pizzen, das italienische Flair, die auserlesenen Weine. Das «Volare» genoss einen äusserst positiven Ruf und Wirt Caranci zeigte sich auch kämpferisch, die schwierige Pandemiesituation zu überstehen. Umso mehr erstaunte es, als Ende Sommer die Türen plötzlich zublieben. «Aus gesundheitlichen Gründen», hiess es von offizieller Seite, öffentlich Stellung nehmen wollte Caranci nie. Stattdessen brodelte die Gerüchteküche. Und Waltenschwil hatte kein Restaurant mehr im Dorfzentrum.

Entsprechend bezeichnet es Gemeindeammann Simon Zubler als «Aufsteller der Woche», als öffentlich wurde, dass das «Volare» bald wieder für Gäste offen sein würde. Für Zubler ist klar: «Restaurants sind für das Dorfleben sehr wichtig.» Freundschaften pflegen, etwa nach dem Vereinstraining, mit der Familie fein essen. «Das ‹Volare› im Zentrum deckt all dies ab», sagt Zubler. Zu Fuss sei es für viele bequem erreichbar. «Die Wiedereröffnung ist für das Dorf ein Gewinn», sagt Zubler deshalb.

Dass die Zahl der Restaurants in den Dörfern schwinde, dessen könne sich auch Waltenschwil nicht entziehen. Der «Schoppen» ist schon länger weg, die «Bünzbrücke» geschlossen, das Café Golf und das Restaurant Kartbahn liegen nicht im Zentrum. «Ich bedaure diese Entwicklung natürlich», sagt Zubler. Der Gemeinderat könne dagegen nichts unternehmen, ausser das lokale Gewerbe im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen. «Ich freue mich schon auf regelmässiges Einkehren im ‹Volare› nach einer Sitzung oder auch privat.» Und er sei zuversichtlich, dass die Wiedereröffnung auch bei der Bevölkerung gut ankomme. Gleiches hofft auch René Holenweger von der Marco Polo AG. «Der neue Standort in Waltenschwil ist für uns sehr attraktiv», sagt er.


Wie am Familientisch

Die Marco Polo Hospitality Group übernimmt das «Volare» in Waltenschwil

In Wohlen starteten sie, in Bremgarten führen sie mittlerweile verschiedene Gastrolokale. Ab dem 1. April gehört auch das «Volare» zur Marco Polo Hospitality Group. René Holenweger, Managing Director, freuts. «Wir wollen ein Treffpunkt sein für die Leute im Dorf», sagt er.

Annemarie Keusch

Der Name bleibt: «Volare». Auch die italienische Küche bleibt. Das Konzept ist aber trotzdem anders. «Tavolata», beschreibt es René Holenweger, Managing Director der Marco Polo Hospitality Group. Heisst, die Gerichte kommen in grossen Töpfen und Schüsseln auf den Tisch und die Gäste können daraus ihre Portionen schöpfen. «Wie am Familientisch», sagt er. Es sei ein Konzept, das in der Region noch nicht weit verbreitet ist. «Wir sind überzeugt, dass dies gut ankommt. So können die Leute Pizza und Pasta haben und müssen sich nicht entscheiden.»

Für die italienische Küche ist das «Volare» seit Jahren bekannt. Auch das Interieur ist südländisch. «Daran wollen wir nichts ändern», betont Holenweger. Der Küchenchef Ciro de Crescenzo ist aus Neapel. Zusammen mit Jasmin Meyer und Andreia Neves wird er die Gäste ab dem 1. April betreuen. «Alle drei sind Teilhaber der neuen Firma, die wir für das ‹Volare› gründen», erklärt Holenweger. Serviert werden typisch italienische Gerichte. «Klassische Pizzerias gibt es in der Region viele. Wir müssen uns abheben.» Gelingen soll das einerseits mit dem Tavolata-Konzept, andererseits mit Gerichten über die Klassiker hinaus. «Aber natürlich, Pizzen wird es weiterhin geben.»

Investition trotz schwieriger Lage

Dass die Marco Polo Hospitality Group das «Volare» pachten kann, sieht Holenweger als grosse Chance. Eine, die ihnen die Pandemie bietet. «Natürlich, die Gastronomie steckt zweifellos in einer sehr schwierigen Situation. Wir auch», sagt René Holenweger. Seit der Einführung der Zertifikatspflicht sei die Anzahl Gäste rückläufig, um über die Hälfte. «Die Leute sind verunsichert, gehen nicht ins Restaurant, wenn sie nicht müssen. Wer im Homeoffice arbeitet, isst sein Mittagessen nicht in einem Restaurant.» In diesen schwierigen Zeiten weiterhin ein Restaurant führen, das wollen und können nicht mehr alle Wirte auf sich nehmen. «So ergeben sich Chancen für uns, wie jetzt in Waltenschwil.»

Das Konzept der Marco Polo Hospitality Group sei auf Wachstum ausgelegt. «Das ist eine Investition in die Zukunft», sagt Holenweger. Irgendeinmal sei die Pandemie vorbei, dann wolle man bereit sein, um durchzustarten. «Als Gastronom mit einem einzigen Restaurant wird es nicht einfacher. Wir versuchen uns einen Vorteil durch die Grösse zu verschaffen», sagt er. Etwa seien die Preisverhandlungen beim Einkaufen anders, wenn die Menge grösser ist. «Ja, es ist eigentlich eine Flucht nach vorne.»

Wachstum noch nicht beendet

Präsent ist die Marco Polo Hospitality Group im ganzen Kanton Aargau, aber speziell im Freiamt. «Wir sind vor sechs Jahren in Wohlen gestartet, mit den Business Apartments und kurze Zeit später mit dem Restaurant», erinnert sich Holenweger. «Wir sind hier in der Region gross geworden, fühlen uns wohl hier. Dass zu Wohlen und Bremgarten nun Waltenschwil kommt, ist für uns ein logischer Schritt.» Zudem werde die aktuell schwierige Zeit auch dafür genutzt, die Firma neu zu strukturieren. Und als abgeschlossen sieht Holenweger das Wachstum auch jetzt noch nicht. «Wir wollen uns weiter vergrössern, im Aargau, aber auch im Freiamt. Wir haben Konzepte dafür, die wir an konkreten Objekten anschauen.»

Zuerst aber freut er sich darauf, das «Volare» am 1. April neu zu eröffnen. «Bis dahin steht noch ganz viel Spannendes an», sagt er. Auch wenn es für ihn und die Marco Polo Hospitality Group nicht das erste Mal ist, dass ein Konzept entworfen wird, dass ein Probekochen stattfinden wird, dass mit geladenen Gästen die Abläufe getestet werden, sei die Nervosität doch ein wenig da. «Wir wollen von Anfang an überzeugen. Der erste Eindruck zählt auch in der Gastronomie sehr viel.» Ein Treffpunkt fürs Dorf, ein Ort, um mit Freunden und Familie essen zu gehen, aber auch ein Platz für ein gemütliches Feierabendbier, das wünscht sich Holenweger vom «Volare». Baulich werde dafür kaum etwas verändert. Neu kommt auf der Terrasse nur eine Lounge hinzu.

Das «Volare» war über viele Jahre ein bekanntes und beliebtes Restaurant. Das soll es auch unter der Führung der Marco Polo Hospitality Group bleiben. «In Waltenschwil bietet sich uns eine Chance, für die wir sehr dankbar sind», sagt Holenweger. Unter doch einigen Bewerbern habe die Besitzerfamilie Utz sie ausgewählt. «Das freut uns natürlich. Und wir hoffen, dass sich daran auch die Waltenschwilerinnen und Waltenschwiler erfreuen.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote