Neues Stück – andere Dimension

  16.06.2020 Theater

Grosse Vorfreude auf die neue Freilichttheaterproduktion 2022 des Vereins Tellspiele Hägglingen

In den letzten Wochen hat der Autor Jörg Meier eines seiner Stücke auf Hägglinger Verhältnisse umgeschrieben. Der momentane Arbeitstitel lautet: «Roduner und Co. – Theater in der Betriebskantine». Inszeniert wird das Stück von Adrian Meyer. Am 20. Mai 2022 soll die Premiere gefeiert werden.

Sabrina Salm

Das Stück spielt in den 70er-Jahren. Eine andere Zeit – als die Frauen frisch das Stimmrecht hatten, als das Musical «Hair» für Empörung sorgte, als die Swissair noch ein fester Schweizer Wert war und es noch keine Computer gab. Dem traditionsreichen Familienunternehmen Roduner & Co. geht es schlecht. Seit Jahrzehnten stellt das Unternehmen aus einheimischem Holz WC-Brillen her. Doch die Nachfrage nach den weltberühmten WC-Brillen, die sowohl im Empire State Building als auch im Buckingham Palast zu fnden sind, ist rapide gesunken. Billige Brillen aus Plastik verdrängen die Roduner-Produkte vom Markt. Die Lage scheint hoffnungslos zu sein.

Ort der Handlung ist die Freiluft-Betriebskantine der Firma Roduner & Co. Nach einer Verpuffung im Gebäude muss die Kantine vorübergehend als Provisorium unter dem Vordach geführt werden. Die Kantine ist das Herz und das Zentrum des Betriebs. Hier wird gegessen und gestritten. Musiziert und telefoniert. Hier gedeihen Lyrik und Erfndungen. Hier bricht die Liebe aus – und hier entscheidet sich das Schicksal der Firma.

Nicht mit «Emmetfeld» vergleichbar

Ganz ein anderes Theater als anno 2016 das Theaterspektakel «Emmetfeld» soll die Produktion 2022 werden, führt Pius Schöpfer, Produktionsleiter und Vorstandsmitglied des Vereins Tellspiele, aus. «Für uns war sofort klar, dass wir nicht wieder beim Forsthaus spielen wollen.» Die Idee einer weiteren Produktion entstand schon einen Tag nach «Emmetfeld». «Toppen können wir dieses nicht. Wollen wir auch nicht», hält der Produktionsleiter fest. Deshalb sei es wichtig, keine Vergleiche zu ziehen. «Und deshalb haben wir uns bewusst auch für eine andere Spielart entschieden.» Das Freilichttheater wechselt vom Forsthaus ins Dorf. Genauer: Unter das Vordach der realen Bako AG an der Mellingerstrasse. Mit rund 20 kleineren und grösseren Sprechrollen werden auch weniger Spieler auf der Bühne stehen. Gespielt wird von den Mitgliedern des Vereins Tellspiele . «Dank ‹Emmetfeld› haben wir mehr Mitglieder gewonnen», berichtet auch deren Präsident Robert Frauchiger. Der Verein hat somit rund 50 aktive Mitglieder. Dieser Umstand habe den Vorstand bewogen, eine neue Produktion in Angriff zu nehmen. Ein Altbekannter konnte für die Regie gewonnen werden: der gebürtige Wohler Adrian Meyer zeichnet erneut für eine Inszenierung in verantwortlich. «Das Stück, das Ensemble und der Spielort werden Platz geben für eine andere Dimension des Theaters», so der erfahrene Regisseur. Im künstlerischen Team trifft man ebenfalls auf bekannte Namen. Für den szenischen Raum ist Stefan Hegi verantwortlich, für die Kostüme Bernadette Meier, für das Lichtdesign Edith Szabò und für die Choreografe Mariana Coviello. Die Hägglingerin Elisabeth Geissmann übernimmt die Leitung der Musik. «Ich bin sehr froh, konnten wir sie dafür gewinnen», sagt Adrian Meyer. Sie habe Erfahrung mit Laien und Chor und sei ausserdem auch eine Instrumentalistin.

Die Musik spielt eine wichtige Rolle

Ein neuer Autor für das Hägglinger Projekt war schnell gefunden. Pius Schöpfer und Vorstandsmitglied Bruno Casadei hatten vor Jahren das Stück «Cordon bleu» des Journalisten Jörg Meier in Menziken gesehen. «Ich fragte Jörg Meier an, ob er dies wohl auf Hägglingen adaptieren könne», erzählt Pius Schöpfer. Und das konnte Jörg Meier. «Während dem Umschreiben habe ich aber gemerkt, dass es eigentlich ein ganz neues Stück wurde.»

Ein wichtiger Teil des Theaterstückes ist die Musik. «Der Patron leistet sich ein eigenes Orchester. Daher wird es viel Musik zu hören geben», erklärt Jörg Meier. Sicher auch ein Stück der bekannten Hägglinger Geschwister Schmid.

Die drei, namentlich Klärli, Werner und Willy, gelten als die ersten Schweizer, die auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik internationale Bedeutung erlangten. «Es wird aber auf jeden Fall kein Musical.»

In der Warteschlaufe

Unterhaltung und Tiefgang soll das neue Stück des Vereins Tellspiele laut Produktionsleiter Pius Schöpfer bieten. «Es ist für alle etwas dabei.» So dürfe das Publikum eine schöne menschliche Komödie auf dem Fabrikareal erwarten. Doch es sei mehr als eine Komödie. «Am Schluss ist nicht alles gut», verrät der Autor. Adrian Meyer bezeichnet das Stück als süffg amüsant und tragisch komisch. «Es ist keine billige Unterhaltung», so der Regisseur. Dieses Stück habe vielschichtige Personen, der Spielort und die Geschichte seien kompatibel. sei eine interessante Mischung aus Bauern- und Industriedorf. «Dies drückt im Stück auch gut durch», fndet Adrian Meyer. Das Stück passe sehr gut nach Hägglingen, auch wenn es eine fktive Geschichte ist. «Auch Hägglingen hatte Patrons», weiss auch Pius Schöpfer.

Das aktuelle Budget geht von einem Aufwand von rund 300 000 Franken aus. Ursprünglich war das Projekt für das Jahr 2021 vorgesehen. «Da aber so viele Produktionen im Freiamt wegen Covid-19 ihre Aufführungen auf nächstes Jahr verschieben mussten, war für uns klar, dass wir unser Theater auch um ein Jahr schieben», erklärt Robert Frauchiger. 16 bis 20 Aufführungen sind vom Mai bis Juni 2022 geplant. Bis die Proben beginnen, dauert es noch eine ganze Weile. Das Ensemble steht weitgehend. Zu einem späteren Zeitpunkt fndet ein Infoanlass für all jene statt, die in irgendeiner Form neben, vor und hinter der Bühne an der Aufführung mitwirken wollen.


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