Nachhaltig politisieren

  10.07.2020 Politik

Hannes Tobler aus Unterlunkhofen möchte für die Grünen des Bezirks Bremgarten bei den Wahlen am 18. Oktober in den Grossen Rat einziehen. Mit ihm startet die Sommerserie «Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten». --rwi


Politik für mehr Nachhaltigkeit

Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten: Hannes Tobler, Unterlunkhofen, Grüne

Sein Lieblingsplatz in Unterlunkhofen liegt in der Natur, er studiert Erdsystemwissenschaften und kandidiert für die Grünen des Bezirks Bremgarten im September für den Grossen Rat: Hannes Tobler. Er möchte das Wissen der Forschung in der Politik umsetzen.

Roger Wetli

Der Lieblingsort in Unterlunkhofen des 28-jährigen Hannes Tobler befindet sich etwas erhöht über dem Flachsee und hat zwei Holzbänke. Tobler wohnt im Dorf in der Nähe des Schulhauses, seit er sieben Jahre alt ist. Der Weg von ihm zu Hause zu seinem Lieblingsplatz führt zuerst durch schmucke Einfamilienhausquartiere und anschliessend zwischen Kornfeldern durch. «Die Landwirtschaft dominiert im Dorf das Landschaftsbild», erklärt der Jungpolitiker. «Sie hat dadurch eine sehr grosse Verantwortung. Diese könnte sie noch besser und nachhaltiger wahrnehmen», sinniert er.

Beliebter Platz

Sein Lieblingsplatz gefällt auch vielen anderen. So ist bei der Ankunft der Teil der Bänke bereits besetzt, die sich im Schatten befinden. Sonnencreme und Hut ermöglichen es, das Gespräch auch bei 28 Grad Celsius zu führen. Tobler schmunzelt: «Der Platz ist bei vielen Leuten sehr beliebt. Er lädt zu entspannten Gesprächen ein und liegt an meinem früheren Schulweg in die Bezirksschule Bremgarten.» Generell halte er sich sehr gerne am Fluss auf. «Im Sommer bin ich jede Woche entweder auf, in oder an der Reuss. Aber auch zu diesem Platz komme ich oft.» Er ermöglicht verschiedene Einblicke in das Naturschutzgebiet.

Man wüsste, was zu tun ist

Verschiedene Perspektiven auf die Umwelt haben Hannes Tobler in die Politik gebracht. Diese interessiert ihn, seit er 15 Jahre alt ist. Bis vor zwei Jahren war er aber nie politisch aktiv. «Es war schlicht nie ein grosses Thema für mich. Dann sagte ich mir, dass ich jetzt genug gelernt habe und mich für eine grünere Politik einsetzen möchte.» Sein Studium im Bereich Erdsystemwissenschaften beendet er voraussichtlich in diesem Winter. Im Moment schreibt er an seiner Masterarbeit zum Thema «Hydrologie und Niederwasserverhalten». In all den Jahren habe er sehr viele Fakten kennengelernt. «Aus wissenschaftlicher Sicht ist klar, was wir gegen den Klimawandel machen müssten. In der Gesellschaft bewegte sich trotzdem in den letzten zehn Jahren fast nichts», ist er enttäuscht.

Flachsee als gutes Beispiel

In der Politik möchte er dieses Wissen einbringen und die Schweiz umweltfreundlicher machen. Er tut dies nicht nur aus nostalgischen Gründen. «Schliesslich geht es darum, die Zukunft der Menschheit zu sichern. Ich möchte auch noch später spazieren gehen können.» Mittlerweile ist auch der letzte Schatten von den beiden Bänken verschwunden. Die Sonne brennt und so wird das Gespräch stehend unter Bäumen weitergeführt – immer noch mit Blick auf den Flachsee. Diesen sieht Hannes Tobler als gutes Beispiel für ein Miteinander zwischen menschlicher Nutzung und Naturschutz. «Er ermöglicht die Umwandlung von Wasserkraft in Strom und bietet seltenen Arten einen Lebensraum», erklärt er.

Kein Grund für «Elterntaxis»

Im Herbst 2018 trat der Unterlunkhofer den Jungen Grünen Aargau bei. Kurz darauf fand der erste Klimastreik mit Greta Thunberg statt. «Dadurch erhielt unsere Partei plötzlich viel Zulauf durch junge Personen», schaut er zurück. Da er bereits einige Monate dabei war, half er, diese Neuen in der Partei zu integrieren. «Seither läuft in der Jungpartei sehr viel. Wir mussten den Vorstand personell aufstocken, wodurch ich einen Posten erhielt. Es ist eine sehr spannende Zeit mit vielen talentierten und engagierten Leuten.» Die Coronazeit hätten sie für die Planung genutzt und um sich weiterzubilden.

Die Hitze wird nun unerträglich. Also geht es zurück zu Toblers Wohnhaus, wo das Gespräch im Schatten weitergeführt wird. Diesmal mit Blick auf den Sportplatz des Schulhauses. «Könnte ich im Dorf etwas ändern, würde ich unterbinden, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen», erklärt er. Als Nachbar der Schule sieht er diese oft. «Es gibt genau eine gefährliche Kreuzung in Unterlunkhofen, welche die Kinder überqueren müssen. Solche Elterntaxis erachte ich deshalb als unnötig.»

Positive Entwicklung

Als Beitrag zur Nachhaltigkeit würde er beim Schulhaus Stationen zum Aufladen von Elektroautos aufstellen. Damit würden diese auch genutzt. Zudem würde er es begrüssen, wenn noch mehr Photovoltaik-Anlagen auf den Häusern von Unterlunkhofen Strom produzieren würden.

Hannes Tobler sieht auch positive Entwicklungen im Dorf. Als Jugendlicher hätte er sich über die schlechten Busverbindungen genervt. Diese seien mittlerweile deutlich besser geworden. Neben der Nähe zur Natur schätzt er hier die zentrale Lage. «Man ist schnell in Bremgarten, in 30 Minuten im Zürcher Triemli und in nützlicher Frist in der Innerschweiz.»

Eine spannende Zeit, um sich zu engagieren

Das Dorf ist trotz seines Studiums in Zürich immer noch seine Basis. Im letzten Herbst kandidierte er für den Nationalrat und erhielt 2376 Stimmen. Er startete auf dem zehnten Platz und erreichte auf der Liste den fünften. «Es war mein erster Wahlkampf, ein Testlauf, und hat grossen Spass gemacht», blickt Tobler zurück. Er habe sehr viele positive Rückmeldungen erhalten und freue sich jetzt auf die kommenden Monate.

Kandidieren wird er nicht für die Jungen Grünen Aargau, sondern für die Mutterpartei. Die jungen Leute werden von den älteren gezielt gefördert. Deshalb startet er im Bezirk Bremgarten jetzt auf dem 2. Listenplatz. Die interne Zusammenarbeit funktioniere sehr gut.

Standortbestimmung nach dem Studium

Zurzeit werden in Unterlunkhofen Kandidaten für einen frei gewordenen Sitz im Gemeinderat gesucht. Hannes Tobler möchte sich aber lieber auf kantonaler oder nationaler Ebene engagieren. «Dort kann man klimatechnisch mehr bewegen als in der Gemeinde», ist er überzeugt. Wird er nicht gewählt, würde er eine Standortbestimmung machen. Diese steht bei ihm nach Ende des Studiums ohnehin bald an. «Bei einer Nichtwahl würde mich nichts im Aargau halten. Ich würde wohl dann in die Nähe des Ortes ziehen, wo ich einen Job finde», mutmasst er. Vermissen würde Hannes Tobler dabei die Reuss und den Platz oberhalb des Flachsees. «Um solche Landschaften langfristig zu erhalten, müssen wir handeln, bevor es brennt.»

Am Sonntag, 18. Oktober, finden die Gesamterneuerungwahlen des Grossen Rates statt. Diese Zeitung stellt mit einer Sommerserie je einen Kandidaten aller grossen Bezirksparteien vor.


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