Lehrplan 21 als Auslöser

  16.06.2020 Einwohnerrat

Der Einwohnerrat entscheidet am Montag über die neue ICT-Struktur der Schule

Die Schule Wohlen steht vor einem grossen Schritt. In Zukunft sollen alle Kinder ab der 5. Klasse ein eigenes Notebook erhalten. Und auch die Jüngeren werden bereits an die neuen Medien herangeführt. Dazu muss das Parlament aber einen Kredit in der Höhe von 2,15 Millionen Franken sprechen.

Chregi Hansen

«Ja, das Ganze ist nicht billig. Aber wir erhalten auch sehr viel dafür», sagt Paul Huwiler. Der Gemeinderat wird am Montag das Geschäft im Parlament vertreten. Und für ein Ja kämpfen. «Ich bin optimistisch, dass der Einwohnerrat den Kredit genehmigt. Die bisherigen Rückmeldungen sind mehrheitlich positiv», sagt er.

Entschieden wird am kommenden Montag über einen Kredit in der Höhe von 2,152 Millionen Franken für die Ersatzbeschaffung von IT-Geräten für die Schule (plus jährlich wiederkehrende Kosten in der Höhe von 120 000 Franken) sowie eine Erhöhung des Stellenplans um insgesamt 15 Prozent – 5 Prozent für den IT-Manager, 10 Prozent bei den pädagogischen ICT-Verantwortlichen. Hinter diesen Zahlen steht aber auch ein Strategiewechsel, was die Informatik in der Schule betrifft. Statt einer grundsätzlichen Erneuerung alle fünf bis sechs Jahre soll diese nun jährlich gestaffelt erfolgen. Und statt einer Ausrüstung von Schulzimmern mit Geräten sollen alle Schüler ab der 5. Klasse ein eigenes Notebook zur Verfügung gestellt erhalten.

IT-Kompetenzen werden immer wichtiger

Die Tatsache, dass die älteren Schüler und Schülerinnen in Zukunft eigene Geräte erhalten, sei im Vorfeld durchaus intensiv diskutiert worden, gibt Huwiler zu. Trotzdem macht für ihn das Vorgehen Sinn. «Es ist Aufgabe der Schule, den Umgang mit solchen Geräten zu vermitteln. Diese Kompetenzen sind heute in allen Berufen erforderlich», sagt er. Es gehe nicht nur darum, für das neue Fach «Medien und Informatik» einen PC-Raum einzurichten, auch in allen anderen Fächern wird mehr und mehr auf digitale Lehrmittel gesetzt. «Wir sind überzeugt: Wenn die Schüler und Schülerinnen ein persönliches Gerät haben, geben sie darauf mehr acht, als wenn sie jeden Tag ein anderes aus einem Klassenset erhalten», erklärt Gemeinderat Huwiler.

Mehr noch: Die Schüler und Schülerinnen können diese Geräte auch zu Hause nutzen und nach Schulabschluss sogar behalten, falls die Familie einmalig einen Betrag von 150 Franken bezahlt. Huwiler sieht das als Chance. «Damit erhalten die Notebooks einen persönlichen Charakter. Dazu will man Sorge tragen.» Doch was, wenn das Gerät kaputtgeht? «Dann wird man als Ersatz ein altes Modell erhalten. Das will wohl niemand.» Während zu Beginn keine Admin-Rechte zur Verfügung stehen, werden die Jugendlichen mehr und mehr Zugriff erhalten. «Denn sie müssen auch lernen, wie man solche Geräte einrichtet, wie man mit Apps und Programmen umgeht und wie man im Notfall das System wiederherstellt», sagt Huwiler. Die Sicherheit gegen Viren oder auch der Datenschutz seien im Schulsystem aber immer gewährleistet.

Tablets schon im Kindergarten

Diese Neuerung wird etappenweise eingeführt. Alle Fünftklässler erhalten jeweils ein Notebook. Alle das gleiche Gerät mit dem gleichen Betriebssystem. Die älteren Schüler nutzen die bisherigen Modelle. Die Schule Wohlen setzt dabei auf Windows und Microsoft-Produkte. «Die haben sich in den Coronazeiten bewährt», erklärt Huwiler. «Zudem erhält die Schule diese fast umsonst. Günstiger als gratis geht nicht.» Kommt dazu, dass die Jugendlichen später mehrheitlich an Windows-Geräten arbeiten werden. Da ist es sinnvoll, dass sie den Umgang gewohnt sind. Eine Diskussion um das Betriebssystem fürchtet Huwiler nicht.

Aber nicht nur die älteren Schüler und Schülerinnen müssen den Umgang mit digitalen Medien lernen. Im neuen Konzept sind beispielsweise schon für den Kindergarten Tablets vorgesehen. Ist es wirklich nötig, dass die Digitalisierung so früh beginnt? Dürfen die Kinder nicht mehr einfach Kinder sein? «Das ist nicht auf unserem Mist gewachsen, das ist Teil des neuen Lehrplans», erklärt Huwiler. Es sei aber auch nicht so, dass die Kindergärtner jetzt dauernd vor dem Bildschirm sitzen. Pro Abteilung werden vier bis fünf Geräte angeschafft. Die Kinder sollen dabei spielerisch an die Nutzung herangeführt werden, dazu stehen verschiedene Lernprogramme zur Verfügung. «Es ist ja nicht so, dass dies völlig verfrüht wäre. Die meisten Kinder nutzen zu Hause ähnliche Geräte», weiss der Gemeinderat.

Die 1. und 2. Klassen werden neu mit einem Halbklassensatz Tablets ausgestattet. Ab der 3. Klasse stehen dann Notebooks zur Verfügung, damit die Kinder lernen, auf einer Tastatur zu schreiben. Auch hier gibt es nur einen Halbklassensatz. Diese Geräte sollen alle etwa sechs Jahre im Einsatz stehen. Diese neue Strategie erfordert beim jetzigen Wechsel erhebliche Investitionen, da viele Geräte neu gekauft werden. «Die bisherigen Geräte bleiben aber alle jetzt im Einsatz, wir gehen sparsam um», macht der zuständige Gemeinderat deutlich. Auch die IT-Infrastruktur in den Schulen und Klassenzimmern sei gut, hier bewährt sich die früher eingeschlagene Strategie.

Zeit ist knapp

In den kommenden Jahren schlagen dann vor allem die Kosten für die neuen Notebooks für alle 5.-Klässler zu Buche. Das sind jedes Mal um die 300 neue Geräte. Alle fünf bis sechs Jahre sind dann Anschaffungen für die unteren Klassen notwendig.

Für Huwiler ist klar: Mit der jetzt vorgestellten Lösung ist die Schule gerüstet für die Zukunft. Der Unterricht werde mehr und mehr digital, weiss er. Auch die Lehrer seien gut vorbereitet auf die Umstellung und erhalten auf technischer und pädagogischer Ebene Unterstützung. Dafür müssen die bisherigen Stellenprozente leicht erhöht werden. Eine neue E-Learning-Plattform soll dazu beitragen, dass dieser Aufwand trotz einer Verdoppelung der Geräte nicht ins Unermessliche steigt. Bei der jetzt vorgelegten Lösung habe man auch die Erfahrungen aus anderen Schulen einfiessen lassen. «Ob das die richtige Strategie ist, das wissen wir erst in fünf bis zehn Jahren. Aber wir können nicht so lange warten, sondern müssen jetzt entscheiden», sagt er.

Die Zeit drängt, der neue Lehrplan gilt ab dem neuen Schuljahr. Bei einem Ja am Montag könnte die Umstellung bis im Herbst vollzogen werden. «Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt und es teilweise kontrovers diskutiert. Hinter der jetzt vorgestellten Lösung können alle stehen», so Huwiler zum Schluss.


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