Den Pioniergeist geerbt
23.06.2020 FussballMichael Furlan, Präsident des FC Bünz-Maiengrün
Michael Furlan spielte für Hertha Berlin – im Beachsoccer. Heute ist der 36-Jährige Präsident des FC Bünz-Maiengrün und geht damit den Weg seines verstorbenen Vaters Albano Furlan weiter.
Stefan Sprenger
Den Pioniergeist hat Michael Furlan von seinem Vater geerbt. Wenn der Sohn über seinen Vater spricht, der vor wenigen Jahren verstarb, dann lächelt er stolz. «Er war ein Macher, hat immer alles gegeben.» Dies kriegte besonders der FC Hägglingen zu spüren. Denn auf der Zinsmatten kennt jeder Albano Furlan. Als Spieler, Schiedsrichter, Trainer, Platzwart, Beizli-Chef. Durch den Fussball hat sich der Italiener bestens integriert. 1959 kam er in die Schweiz und arbeitete bis zu seiner Pensionierung bei der Riwisa AG in Hägglingen. Während er beim FC Hägglingen jahrzehntelang wirkte, half auch seine Familie mit. Die Tochter Claudia als Trainerin, die Mutter hat die Trikots der ersten Mannschaft gewaschen, die Söhne Rico und Michael spielten Fussball.
Erster Präsident der «Havana Shots»
Michael Furlan kickte beim FC Hägglingen, bis er zwölf Jahre alt war. Er war talentiert, wechselte zum FC Baden und spielte später für Mellingen und schliesslich wieder in Hägglingen. Er entdeckte im Jahr 2006 eine andere Sportart: das Beachsoccer. Der FC Hägglingen war Austragungsort eines der ersten Beachsoccerturniere. Und er hatte eine neue Leidenschaft gefunden. Michael Furlan gehörte zu den Gründungsmitgliedern und war der erste Präsident der «Havana Shots».
Da war er wieder, der Pioniergeist. Furlan war auf Sand eine Klasse für sich. 2009 wurde er mit den «Shots» Schweizer Meister und Torschützenkönig. 2012 ging er zu GC und war Initiant der Beachsoccerabteilung beim Schweizer Fussball-Rekordmeister. Wieder baute er etwas auf. Mit GC wurde er 2012 und 2015 Schweizer Meister, holte dreimal den Cupsieg und dreimal den Supercup. Es folgten kurzweilige Verpfichtungen im Ausland – wie es im Beachsoccer üblich ist. Catanzaro, Chemnitz, Hertha Berlin. Furlan spielte sogar in der Champions League. Der Sport auf Sand ist für ihn «eine geniale Sache mit Ferien-Feeling».
Heute ist er nicht mehr aktiv. 2018 folgt das Ende der Aktivkarriere. Nachdem er 2003 das Freiamt verlassen hat, kehrt er dann nach Hägglingen zurück. Mit dabei seine Frau Fabienne und die drei Kinder Alessio, Dario und Neo. «Der Aufwand passte nicht mehr.» Sport und Familie war irgendwann zu viel. Doch der Pioniergeist drückt weiterhin durch. Der Vertriebsingenieur wird im September 2019 Präsident des FC Bünz-Maiengrün. Lange hat der Verein nach einem Oberhaupt gesucht. «Meine Söhne spielten beim FC Bünz-Maiengrün, ich wurde Juniorentrainer und habe auch kurz in der ersten Mannschaft ausgeholfen. Wie es dann so läuft, ist man plötzlich Präsident», erzählt Furlan lachend. Er wollte seiner Vergangenheit etwas zurückgeben. Und wohl auch ein wenig das grosse Erbe seines Vaters weiterführen, der mit dem Verein so eng verbunden ist.
Die Frage nach Identifkation
2015 fusionieren der FC Dottikon und der FC Hägglingen zum FC Bünz-Maiengrün. Zuerst auf Juniorenebene, dann die Aktiven. Die Fusion stiess auch auf Widerstand. Die Identifkation ging verloren, meinten die Gegner. Eine Win-win-Situation, meinten die Befürworter. Furlan meint: «Beide Seiten haben irgendwie recht.» Zu Beginn des FC Bünz-Maiengrün sind die Mitgliederzahlen um rund 20 Prozent gesunken. Die Hägglinger wollten nicht in Dottikon trainieren – und umgekehrt.
Die beiden Fanionteams spielten 2015 in der 3. Liga. Heute spielt das «Eis» des FC Bünz-Maiengrün in der 4. Liga und die zweite Mannschaft in der 5. Liga. Auch wenn die erste Mannschaft in der abgebrochenen Saison kein Spiel verloren hat: Sportlich war die Fusion nicht von Erfolg gekrönt. «Es war keine einfache Zusammenführung. Aber sie war richtig und wichtig. Es hat beiden Vereinen geholfen», so Furlan. In der ersten Mannschaft spielen heute 80 Prozent eigene Junioren. Ein Erfolg. Zudem steigen die Mitgliederzahlen wieder an. In total zwölf Mannschaften spielen 212 Fussballer, davon 156 Junioren. «Das sind zwar weniger als bei der Fusion 2015, aber wir holen auf.»
Zukunftstraum: Gemeinsame Sportanlage
Für Michael Furlan bleibt der Job schwierig. Zwei Gemeinden, zwei Sportanlagen, ein Verein. «Nicht einfach», meint der Präsident. «Die Identiikation ist gering. Aber Jammern bringt nichts. Wir müssen etwas dagegen tun.» Dies wird versucht mit Turnieren im Winter und Sommer – in Dottikon und Hägglingen. Zudem hat man einen Heimspieltag eingeführt und ein Plausch-Schwingfest auf die Beine gestellt. Der Verein organisiert auch die 1.-August-Feier in Hägglingen. Das alles soll für mehr Identifkation sorgen. «Finanziell sind wir gesund, dank unseren treuen Sponsoren.» Und der Vorstand des Vereins besteht aus einer jungen und engagierten Truppe.
Furlan zeigt natürlich auch als Präsident des FC Bünz-Maiengrün seinen grossen Pioniergeist. Er träumt von einer gemeinsamen Sportanlage. Einer Begegnungsstätte. Einem Ort, wo der FC Bünz-Maiengrün zu Hause ist. «Das ist Zukunftsmusik», so Furlan.
Die kurzfristigen Ziele sind eher realitätsnah. Die erste Mannschaft soll in die 3. Liga. «Ich bin kein Träumer. Höher als in die 3. Liga wird kaum realisierbar sein.» Auch, weil der Fussballplatz Eschenmoos in Dottikon aufgrund seiner Masse nur bis in die 4. Liga bespielt werden darf. «Die ganze Sache ist herausfordernd. Man muss mit den Leuten reden und auf Goodwill hoffen. Wir müssen weiterhin Identifkation schaffen und zusammenfinden. Nur gemeinsam schaffen wir das.»
In den Worten und Taten von Michael Furlan ist der positive Pioniergeist seines Vaters Albano Furlan bestens zu spüren.