Das Comeback
25.02.2022 RadsportDer Murianer Miro Schmid will nach Verletzung wieder angreifen
Eine sehr gute Saison von Miro Schmid wurde durch einen Autounfall abrupt beendet. Der 17-jährige Radsportler aus Muri lässt sich davon nicht aufhalten und hat für die kommende Saison und die Zukunft grosse Pläne.
Josip Lasic
September 2021. Der 17-jährige Miro Schmid ist mit dem Zeitfahrvelo unterwegs und trainiert. Als er in Benzenschwil in den Kreisel fährt, übersieht ihn ein Auto. Der Fahrzeuglenker biegt in den Kreisel ein – mit fatalen Folgen. Er fährt den jungen Radsportler an. «Ich bin richtiggehend über die Motorhaube gerollt», erzählt Schmid.
Die Saison ist für den Murianer zu Ende. Beim Aufprall bricht er sich das Handgelenk. Da er auf die Hüfte stürzt, hat er lange Schwierigkeiten beim Gehen. Der Rahmen des Fahrrads: ein Totalschaden. «Eine Woche später hätte ich mit dem Nationalteam an einer dreitägigen Rundfahrt in den Niederlanden teilnehmen können. Daraus wurde natürlich nichts.»
Ein starkes Jahr hinter sich
Mittlerweile geht es dem Radsportler wieder gut. «Ich kann wieder normal gehen. Es wurden zahlreiche Abklärungen im Spital gemacht. Ich habe keine bleibenden Schäden davongetragen. Auch das Handgelenk ist gut verheilt.» Einzig den Rahmen des Fahrrads musste er komplett ersetzen. «Zum Glück absolviere ich eine Lehre als Velomechaniker bei der Cycling Lounge in Zug. So bin ich direkt an der Quelle, was das Material angeht», erzählt er.
Jetzt feilt Miro Schmid an seinem Comeback. Der Unfall hat eine vielversprechende Saison beendet. Beim Freiämter ging es steil bergauf. Nach 2019 wurde er wieder für das U19-Nationalteam selektioniert. An den Gippinger Radsporttagen wurde er unter 167 Teilnehmern bester Schweizer und konnte im Gesamtklassement Rang 6 belegen. Am GP Rüebliland konnte er sich den 19. Platz im Spring sichern und war über die gesamte Saison in den meisten Rennen in den Top10 klassiert.
Ausserdem konnte er mit der Mercedes-Benz-Garage in Zug und dem Start-up «VORN» zwei erste Sponsoren an Land ziehen. Letztere entwickeln High-Tech-Textilien für Sportler mit mehreren integrierten Sensoren. So können Bewegungsdaten, Atmung, Herzleistung, Temperatur und vieles mehr des Athleten aufgezeichnet und ausgewertet werden. Für einen Sportler wie Miro Schmid ist das Gold wert.
Zwei Radsportkapazitäten als Coaches
Dass es leistungstechnisch so aufwärtsgeht, ist neben Schmid selbst noch zwei anderen Personen zu verdanken. Einerseits Roland Richner aus Dintikon. Er ist der Technische Leiter der Sports Academy Solothurn, war früher selbst ein starker Radsportler und lange Zeit für den Verband Swiss Cycling tätig. «Er ist mein Trainer. Roland erstellt für mich individuelle Trainingspläne mit speziellen Übungen. Mit seiner Unterstützung kann ich noch sehr viel mehr aus mir herausholen», erklärt der Murianer.
Die andere Person, die ihm zur Seite steht, ist Stephan Joho. Der in Bremgarten aufgewachsene und in Muri wohnhafte Olympiateilnehmer von 1984 ist für Miro Schmid eine Art Mentor. Sein Vater, Adrian Schmid, kennt Joho. «Ich dachte, dass Miro den nächsten Schritt gehen muss und jemanden benötigt, der ihn mental coachen kann und ihm Tipps für taktisches Fahren geben kann. Als Olympionike und ehemaliger Profi ist Stephan Joho da sicher eine gute Adresse», erklärt der Vater.
Die Olympischen Spiele als grosser Traum
Joho startete 1984 in Los Angeles an den Olympischen Spielen. 2028 wird Olympia erneut in der kalifornischen Grossstadt stattfinden. Wie es der Zufall will, sind das die Spiele, welche Miro Schmid als grosses Ziel anpeilt.
Doch er hat auch kurzfristigere Ziele. Nachdem er sich von seiner Verletzung erholt hatte, ging es darum, das Vertrauen in sich, seinen Körper und auch den Strassenverkehr wiederzufinden. Jetzt ist er aber bereit, anzugreifen. Am GP Rüebliland im September, dessen dritte und letzte Etappe in Wohlen gefahren wird, will Schmid unter die Top 10. «Ausserdem möchte ich mich für die Welt- und Europameisterschaften qualifizieren.»
Ein starker Wille
Ebenso möchte er mit diesen Resultaten weitere Sponsoren von sich überzeugen. «Nach der Lehre möchte ich in erster Linie auf die Karte Radsport setzen. Es ist allerdings eine teure Sportart, weshalb ich auf Sponsoring angewiesen bin.»
Mit erfahrenen Radsportlern im Hintergrund, die ihn unterstützen, und einem eisernen Willen, den nicht mal ein Autounfall brechen kann, darf man gespannt sein, wohin die Reise des Murianers noch geht.