Freiamt feierte seine Eidgenossen

  13.09.2022 Aristau

Grosser Empfang in Aristau für Joel Strebel und Lukas Döbeli

Zwei Wochen sind seit den sportlichen Höchstleistungen der Schwinger Joel Strebel und Lukas Döbeli vergangen. Nun wurden die beiden Eidgenossen in ihrer Heimat empfangen.

Vor drei Jahren stieg die grosse Sause für Joel Strebel und Andreas Döbeli in Sarmenstorf. Nun war Aristau an der Reihe, den Empfang für Strebel und Lukas Döbeli, die beide in Pratteln den eidgenössischen Kranz holten, zu organisieren. «Wir wechseln gerne weiter ab. Es kann getrost so weitergehen», meinte Sarmenstorfs Gemeindeammann Meinrad Baur.

Und die Aristauer stellten unter Beweis, dass sie dem festerprobten Sarmenstorf in nichts nachstehen. Eine Prozession durchs Dorf, verschiedene Ansprachen auf dem Sportplatz und nachher ein rauschendes Fest in der Trainingshalle des Schwingklubs Freiamt. Die Schwingfans kamen in Scharen, säumten die Strassen, winkten den Eidgenossen zu, einige bastelten Transparente, andere nahmen Kuhglocken mit, viele trugen Edelweiss-Hemden. Dass das Freiamt eine Schwinghochburg ist, wurde einmal mehr in aller Deutlichkeit demonstriert.


Die «bösen Buben» gefeiert

In Aristau wurden die beiden Freiämter Eidgenossen feierlich empfangen

Für Joel Strebel ist es der zweite, für Lukas Döbeli der erste eidgenössische Kranz. Beim Umzug durchs Dorf, aber auch anhand der riesigen Menschenmenge auf dem Sportplatz wurde einmal mehr klar: Das Freiamt ist eine Schwingerhochburg. Gemeinsam tauchten die Anwesenden ein in die erfolgreichen zwei Tage in Pratteln.

Annemarie Keusch

«Du legst mich nicht mehr auf den Rücken.» Diese Gedanken habe er sich gemacht. Kurze Zeit später ist ihm die Überraschung geglückt. Joel Strebel besiegte den Topfavoriten auf den Königstitel, Samuel Giger. «Ich verlor vorher viermal gegen ihn und war überzeugt, ein fünftes Mal passiert das nicht.» Es war dieser Kampf, dieser Moment, der den Freiämter Schwingfreunden ganz besonders in Erinnerung blieb. Entsprechend oft war er auch Thema am Empfang der beiden Eidgenossen Joel Strebel und Lukas Döbeli. «Du bist in dieser Begegnung über dich hinausgewachsen», formulierte es Andreas Ender, Präsident des Schwingklubs Freiamt. «In diesem Moment blieb wohl kein Freiämter Auge trocken», meinte Erwin Gerber, Gemeindeammann von Aristau. Als «absolute Bombe» bezeichnet diesen Moment Guido Thürig, Technischer Leiter des Nordwestschweizer Schwingerverbands.

Notenblatt lag oft ganz links

Aber der Sieg gegen Samuel Giger war nicht das einzige Meisterstück von Joel Strebel am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. «Du hast eine Saison hinter dir, die geprägt ist von Erfolgen und kleinen Rückschlägen», beschrieb Andreas Ender. Er habe die Kraftreserven für den Saisonhöhepunkt gut eingeteilt. «Und du bist nicht von deinem klaren Ziel abgewichen, den zweiten Kranz zu holen. Du hast das grossartig gemacht.» Ins Schwärmen geriet auch Thürig. «Du hast dem Fest den Stempel aufgedrückt, dein Notenblatt lag oft ganz links auf dem Tisch, bei den Besten.» Strebel sei ein Farbtupfer gewesen.

Man habe gesehen, zu was er imstande sei. «Wenn du weiterhin hart an dir arbeitest, kannst du noch viel erreichen und dich als absoluter Spitzenschwinger etablieren. In die schwingerische Zukunft blickte auch Stefan Strebel, Technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingverbands. «Du wirst über den Winter noch ein, zwei neue Züge lernen müssen», appellierte er an Joel Strebel. Aber auch der «höchste Schwinger» zeigte sich stolz, dass Strebel den zweiten Kranz für «unser Freiamt» holte.

Grosse Dankbarkeit

Und mit Joel Strebels Worten? «Es war keine einfache Saison. Eine mit Hochs, wie dem Sieg am Guggibad oder dem ersten Stooskranz. Aber auch eine mit Tiefs, wie die verpassten Kränze am Innerschweizer oder auf dem Weissenstein.» Locker sei er vor dem ESAF gewesen, im Gegensatz zu seiner Familie. «Ihr hättet meinen Vater sehen sollen», meinte er lachend. Tränen habe er beim Einmarsch in den Augen gehabt. «Ich bin sehr dankbar, dass ich mein Ziel erreicht habe», sagt er gerührt. Das sei nicht nur sein Verdienst. «Ich bin allen dankbar, die mich unterstützen, besonders meiner Familie und meiner Freundin. Ich kann nur mit dem Finger schnippen und alle rennen für mich.»

Gefeiert wurde aber nicht nur Joel Strebel, der zu Fuss an den grossen Empfang gehen konnte. Der zweite Gefeierte kam per Helikopter – ein Geschenk seines Vaters Magnus Döbeli. Nachdem vor drei Jahren ein halber Punkt und vor sechs Jahren ein Viertel fehlte, ist Lukas Döbeli nun Eidgenosse. «Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung», sagte Döbeli. Auf eine erfolgreiche Zeit als Jungschwinger folgten verschiedene Verletzungen. «Als ich Anfang Saison am ersten Regionalschwingfest im Schlussgang stand, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.» Und Döbeli ging diesen konsequent bis nach Pratteln. «Ich hätte mir den ersten Wettkampftag anders erwünscht», sagte er. Doch als im siebten Gang und dem Sieg gegen Michael Wiget der Kranz sicher war, sei ihm ein grosser, schwerer Stein vom Herzen gefallen. «Danke. Danke allen, die dazu beigetragen haben, dass ich mir diesen Traum erfüllen konnte.»

Auf «soliden Samstag» folgte «sehr guter Sonntag»

Höchste Zeit sei es gewesen, dass das Glück auf Döbelis Seite stand. So formulierte es Andreas Ender. «Aber, er hat das Glück nicht einmal gebraucht, hat offensiv, mutig und mit viel Risiko geschwungen und Gegner um Gegner besiegt.» Von einem «soliden Samstag» sprach Guido Thürig. «Aber es war allen klar, dass ein sehr guter Sonntag folgen muss. Und dann bist du zur Höchstform aufgelaufen.» Direkt mitbekommen hatte Thürig den Sieg gegen Wiget und damit den Kranz nicht, weil er mit den Einteilungen beschäftigt war. «Umso grösser war die Freude, als er mir im Athletendorf entgegenkam und die frohe Botschaft verkündete.»

Er habe gewusst, dass es für Lukas Döbeli reichen könne, betonte Stefan Strebel. Nun stehe der Winter bevor und dann folge die Zeit der Bewährung. «Du wirst dich nicht auf den Lorbeeren ausruhen können. Bis am 1. November darf noch gefeiert werden, dann gilt der Fokus der nächsten Saison.» Er und Thürig rieten den beiden Eidgenossen: «Geniesst den Erfolg, saugt diese Stimmung auf. Sie ist pure Motivation für den nächsten harten Trainingswinter.»

Schwinghochburg Freiamt

Der Empfang in Aristau war aber nicht nur ein Fest für die beiden Eidgenossen, sondern eins für alle Schwinger und die gesamte Szene. Hunderte säumten die Strasse, als der Umzug startete: Trychler, Traktor und Wagen, Schwinger und am Festakt auch Jodler. Ein Fest der Folklore. «Dass Schwingen bewegt, ist offensichtlich», meinte Aristaus Ammann Erwin Gerber. Dank dem Trainingslokal der Schwinger sei dieser Sport immer präsent im Dorf und ein wichtiger Teil der Dorfkultur. Und Gerber, wie auch sein Sarmenstorfer Pendant Meinrad Baur, hätten nichts dagegen, in drei Jahren wieder einen Empfang zu organisieren. «Wir hoffen, weiter einfach abwechseln zu können», meinte Baur.

Guido Thürig zeigte sich begeistert vom grossen Aufmarsch am Freiämter Empfang. «Schon am Schwingfest in Beinwil wurde spätestens allen klar, wie verwurzelt das Schwingen hier ist. Heute beweist ihr ein zweites Mal, wie Schwing-enthusiastisch das Freiamt ist.»


Der neu zweifache Eidgenosse Joel Strebel genoss in Aristau Heimrecht und war auch für Erinnerungsfotos ein gefragter Mann. Bilder: Annemarie Keusch

1/6

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote